Von Januar bis Dezember 2023 wurden in der Lehrlingsrolle 2.412 Ausbildungsverträge neu erfasst. Das sind 2 % bzw. 48 Ausbildungsverträge mehr als im Vorjahr.
Regional verteilen sich die 2.412 neu eingetragenen Lehrverträge auf die Region Osnabrück 1.155 (+43), Grafschaft Bentheim 286 (-2) und das Emsland 971 (+7).
Bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen bleibt die „Hitliste“ der handwerklichen Ausbildungsberufe unverändert. Sie wird im Kammerbezirk wie im Vorjahr von den Kfz-Mechatronikern (282 Ausbildungsverhältnisse), Elektronikern (279) und Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (244) angeführt.
Insgesamt werden im Kammerbezirk über alle Lehrjahre 6.798 Auszubildende in einem Handwerksberuf ausgebildet.
Dieser leichte Aufwuchs bei den Neuverträgen bietet Anlass für Optimismus. Fest steht allerdings auch, dass Neuvertragszahlen in dieser Größenordnung kaum ausreichen, um den Fachkräftebedarf im regionalen Handwerk nachhaltig decken zu können. Die Handwerksbetriebe wollen mehr ausbilden, wie die hohe Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im Kammerbezirk unverkennbar aufzeigt.
Das Angebot an Ausbildungsplätzen übertraf wie im Vorjahr die Nachfrage der Jugendlichen. Damit wird auch die Entwicklung der stetig steigenden Besetzungsprobleme fortgesetzt, diese gelten seit einigen Jahren als eine zentrale Herausforderung auf dem Ausbildungsmarkt. Der Rückgang der Nachfrage ist dabei als Teil eines langfristigen Trends zu betrachten und nicht ausschließlich auf den Ausbruch der Coronapandemie zurückzuführen. Neben der generellen Attraktivität einer dualen Ausbildung gilt die demografische Entwicklung als ein wesentlicher Faktor der sinkenden Ausbildungsplatznachfrage.
So vielfältig die berufliche Bildung ist, so vielfältig sind die Chancen, die sie bietet. Aber diese Chancen gilt es auch zu nutzen. Dies setzt voraus, dass junge Menschen die Bandbreite und Karrieremöglichkeiten kennen und als attraktiv wahrnehmen. Berufliche Bildung muss deshalb zum einen wertschätzend an individuellen Voraussetzungen ansetzen, erkennbar auf die Anforderungen in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorbereiten und Entfaltungsmöglichkeiten aufzeigen und zum anderen, aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet, muss eine souveräne Berufsorientierung dazu befähigen, dauerhaft Berufe auszuüben, die nicht nur individuell zu Lebenszufriedenheit führen, sondern auch zum Nachfrageprofil am Arbeitsmarkt passen.
Immer mehr Jugendliche interessieren sich für Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes. Die Bedeutung der Themen in der Berufswelt und in der dualen Ausbildung stehen im Mittelpunkt des innovativen Projekts „Ausbildungsbotschafter goes green“. Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter sind Auszubildende regionaler Unternehmen, die authentisch und aus erster Hand von ihren persönlichen Ausbildungserfahrungen berichten und bei der Berufsorientierung an Schulen Fragen der Jugendlichen zur Berufswahl beantworten.
Der inhaltliche Schwerpunkt des Projektes liegt auf Ausbildungsberufen, die dazu beitragen, die Energie- und Mobilitätswende vor Ort praktisch voranzutreiben. Den Schülerinnen und Schülern soll mit Hilfe des Projektes verdeutlicht werden, welche Bedeutung eine duale Ausbildung in diesen Berufen für die Zukunft hat.
Darüber hinaus wird das Thema Digitalisierung in den Fokus gerückt. So wurden zur Visualisierung thematisch passender Ausbildungsberufe VR-Brillen bei Einsätzen der Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter genutzt. Auch über die sozialen Medien wurden die Jugendlichen verstärkt über die duale Ausbildung informiert. Durch den Einsatz dieser digitalen Tools konnten Jugendliche zielgruppengerecht für das Thema Ausbildung begeistert werden.
Das Projekt „Ausbildungsbotschafter goes green“ ist ein gemeinschaftliches Projekt von Handwerkskammer und der IHK. Es wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Land Niedersachsen gefördert. Im Berichtsjahr 2023 konnten 119 neue Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter intensiv geschult und damit gründlich auf Ihre neue Aufgabe vorbereitet werden. Bei Schuleinsätzen an regionalen Schulen konnten rund 960 Schülerinnen und Schüler erreicht werden.
Das gemeinsame Projekt der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und der IHK „Digital orientiert - Erfolg in Deutschland durch Ausbildung” verfolgt die Idee, über gezielte und innovative Ansprache der Eltern mit Migrationshintergrund die Informationen über eine Karriere im dualen System deutlich zu verbessern und damit einen wesentlichen Beitrag zur umfassenden Berufswahlorientierung in der Region zu leisten. Das Projekt wird mit Mitteln des Programms „Innovative Bildungsprojekte der beruflichen Erstausbildung in Niedersachsen“ sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Unter anderem wurde im Berichtszeitraum ein zielgruppengerechter Berufswahltest bereitgestellt, der Test kann in 11 Sprachen durchgeführt werden, darunter Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Rumänisch, Türkisch, Tigrinisch, Arabisch, Persisch, Serbisch und Ukrainisch.
Parallel wurde die Zielgruppe über das Bildungssystem in Deutschland und die duale Ausbildung auf verschiedenen Veranstaltungen wie dem Pop-up-Store auf der Osnabrücker Maiwoche, dem Fest der Kulturen oder bei Moscheebesuchen informiert.
Am 15. und 16. Mai 2023 haben die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und die Kreishandwerkerschaft Osnabrück zur Berufsorientierungsmesse „Kompass – Finde dein Handwerk““ auf das Gelände der Handwerkskammer eingeladen. Insgesamt 24 Schulen aus Stadt und Landkreis Osnabrück mit knapp 2 000 Schülerinnen und Schülern sind der Einladung gefolgt.
An diesen beiden Tagen hatten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich auf besondere und aktive Art und Weise von der Vielfalt des Handwerks sowie seinen Berufs- und Karrieremöglichkeiten begeistern zu lassen.
Dabei lag der Fokus auf dem Erlebnis Handwerk – Berufswahl zum Anfassen. Mit außergewöhnlichen Aktionen zum Staunen, Ausprobieren und Mitmachen gab es jede Menge neue Erfahrungen, interessante Eindrücke und tolle Gespräche mit Auszubildenden, Meisterinnen und Meistern sowie Gesellinnen und Gesellen. So konnten Schülerinnen und Schüler aus erster Hand erfahren, was die unterschiedlichen Handwerksberufe so faszinierend und einzigartig macht.
Erstmalig fand in diesem Jahr der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks unter seinem neuen Namen „Deutsche Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“ statt. Durch die Umbenennung soll die Sichtbarkeit des Wettbewerbs erhöht, seine Markenbildung gestärkt sowie die Umsetzung insgesamt modernisiert werden. Die englische Zusatzbezeichnung „German Craft Skills“ stellt die Verbindung zu den internationalen Wettbewerben „EuroSkills“ und „WorldSkills“ dar. Europas größter Berufswettbewerb strebt weiterhin danach, die Vorzüge der betrieblichen Ausbildung herauszustellen, die Achtung vor der beruflichen Arbeit im Handwerk zu stärken, für das Handwerk zu werben, die Öffentlichkeit für die Bedeutung der Ausbildungsleistungen des Handwerks zu sensibilisieren und begabte Lehrlinge in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern.
Für herausragende Leistungen in der Ausbildung und der Gesellenprüfung zeichnete die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim im Berichtsjahr 36 junge Gesellinnen und Gesellen aus, die in ihrem Gewerk die beste Prüfung des Kammerbezirks abgelegt haben. In den folgenden Wettbewerbsstufen konnten sieben Junghandwerkerinnen und Junghandwerker in ihrem Gewerk den Landessieg erzielen. Auf Bundesebene stellt der Kammerbezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim einen Bundessieger.
Diese großartigen Leistungen sind durch Einsatz und Können der jungen Handwerkerinnen und Handwerker entstanden, sie sprechen aber auch für die hervorragende Ausbildungsleistung der Betriebe.
Im Berichtsjahr konnten durch die Handwerkskammer 21 junge Menschen, darunter zahlreiche erfolgreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Deutschen Meisterschaft im Handwerk in das Bundesprogramm Weiterbildungsstipendium aufgenommen werden. Die Mittel für das Weiterbildungsstipendium stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereit. Das Weiterbildungsstipendium gilt für das Aufnahmejahr sowie zwei Folgejahre. Als Stipendiatin oder Stipendiat können Zuschüsse von insgesamt 8.700 Euro für beliebig viele förderfähige Weiterbildungen beantragt werden.
Seit dem 1. April 2012 gibt es für Personen, die im Ausland einen Berufsabschluss erworben haben, einen gesetzlichen Anspruch auf Durchführung eines Feststellungsverfahrens. Dieser Anspruch ergibt sich aus dem Berufs-Qualifikations-Feststellungsgesetz (kurz BQFG). Zuständige Stellen für die Gleichwertigkeitsfeststellung im Handwerk sind die regionalen Handwerkskammern.
Im Anerkennungsverfahren prüft die zuständige Stelle die Gleichwertigkeit der ausländischen Berufsqualifikation, die dazu mit der Berufsqualifikation eines deutschen Referenzberufs verglichen wird. Für diese Gleichwertigkeitsprüfung sind bestimmte Dokumente notwendig, die Inhalt und Dauer der Ausbildung dokumentieren. Die Berufserfahrung sowie weitere Kenntnisse und Fähigkeiten werden dabei berücksichtigt.
Die ausländische Berufsqualifikation wird als gleichwertig anerkannt, wenn keine wesentlichen Unterschiede zur deutschen Berufsqualifikation bestehen.
Im Berichtszeitraum stellte die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim 38 Bescheide zur Gleichwertigkeitsfeststellung aus. Zwei Bescheide wurden über die volle Gleichwertigkeit, 30 über die teilweise Gleichwertigkeit erteilt. Drei Anträge wurden gänzlich abgelehnt.
Der Meisterbrief ist nicht nur die Basis für die Qualität und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks. Er ist auch das Schlüsselelement für das Funktionieren der beruflichen Bildung. Wir brauchen die hoch qualifizierten Meisterinnen und Meister, damit diese ihr Wissen und Können an den Berufsnachwuchs weitergeben können. Das duale System im Handwerk baut auf dem Dreiklang „Meister/in-Geselle/in-Lehrling“.
Meisterinnen und Meister sind nicht nur hervorragende Fachkräfte in Theorie und Praxis ihres Berufs. Sie sind auch ausgebildete Führungskräfte, Unternehmer und Ausbilder – das ist eine universelle fachlich-unternehmerische Fortbildung, die es so kein zweites Mal gibt. Der Meisterbrief steht für Exzellenz und Expertise und ist in Deutschland einem akademischen Bachelor-Abschluss gleichwertig.
Die professionelle Sichtweise, das Wissen und die Fertigkeiten der Meisterinnen und Meister zur Lösung der Herausforderungen unserer Zeit ist enorm wichtig. Die Spezialistinnen und Spezialisten der verschiedenen handwerklichen Fachdisziplinen bilden eine tragende Säule des Fundaments unserer Gesellschaft.
Im Berichtszeitraum haben 320 Handwerkerinnen und Handwerker erfolgreich ihre Meisterprüfungen abgelegt und damit einen Abschluss erworben, der durch die Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischen Fertigkeiten einzigartig ist.
Aus dem umfangreichen Angebot der Fort- und Weiterbildung sind an dieser Stelle stellvertretend 300 erfolgreiche Ausbildereignungsprüfungen sowie 35 Prüfungen zur Geprüften Betriebswirtin und Geprüften Betriebswirt nach der HwO aufzuführen.
334 Meisterinnen und Meister bestanden im letzten Jahr ihre Prüfungen. Ebenso jeweils 11 Betriebswirte und Fachwirte. Jetzt wurden ihre Erfolge in der Lingener EmslandArena gebührend gefeiert. Geladen waren auch die Eltern sowie die Partner.
Über tausend Gäste erlebten einen rauschenden Abend. Die Handwerkskammer hatte für die Überreichung der Meisterbriefe bzw. der Zertifikate für die Betriebs- und Fachwirte ein Galaprogramm der besonderen Art organisiert, mit anschließendem Buffet und einer Party, die bis in die frühen Morgenstunden ging. 30 Mitarbeitende der Handwerkskammer sorgten für eine professionelle Vorbereitung und Durchführung der Meisterfeier.
Nachdem die Meisterfeier 2021 ausfallen und der geplante Termin im letzten Jahr aufgrund der hohen Infektionszahlen verschoben werden musste, war allen Beteiligten deutlich die Erleichterung anzumerken, dass Erfolge endlich wieder gebührend gefeiert werden können. Und das zum ersten Mal in der Lingener EmslandArena. „Damit möchten wir auch zum Ausdruck bringen, dass das Emsland ein wichtiger Bestandteil unseres Kammerbezirks ist, was auch die diesjährige hohe Anzahl der emsländischen Meisterinnen und Meister unterstreicht“, so Kammer-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt.
Die Handwerkskammer dankt ganz herzlich den Sponsoren, den Ehrenamtsträgern in den Handwerksorganisationen, den externen Dienstleistern, dem Organisationsteam und den vielen Helferinnen und Helfern aus der Belegschaft der Handwerkskammer, die diese Veranstaltung vorbereitet und aktiv begleitet haben.
Im Rahmen einer zweitägigen Festveranstaltung sind 90 Meisterinnen und Meister für ihre außergewöhnliche Lebensleistung mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt worden. 63 weitere Meisterinnen und Meister haben postalisch ihren Goldenen Meisterbrief erhalten. Sie alle blicken auf eine bewegte Geschichte zurück und haben über Jahrzehnte hinweg das Handwerk in der Region mitgeprägt. Damals wie heute ist der Meisterbrief ein Aushängeschild und ein Garant für die Wirtschaftsmacht des Handwerks. Jeder der Jubilare trägt seinen persönlichen Anteil daran, dass das Handwerk ein wichtiger Wirtschaftszweig der Region ist. Viele haben sich zusätzlich ehrenamtlich in den Gremien der Handwerksorganisationen engagiert und wesentlich dazu beigetragen, dass die Kammer sowie Innungen ihre Aufgaben erfüllen konnten.